
Am 24. Februar 2025 ist das politische Klima in Kempten von intensiven Diskussionen geprägt. Im multikulturellen Stadtteil Thingers versammeln sich Bürger, um über die kürzlich durchgeführte Bundestagswahl zu sprechen. An einer Parkbank äußert ein 33-jähriger Mann seine Ablehnung gegenüber bestimmten politischen Kräften, die er provokant als „Kriegstreiber“ bezeichnet. In diesem Kontext wird deutlich, dass die Alternative für Deutschland (AfD) im Viertel einen beeindruckenden Zuspruch von 49,3 Prozent der Stimmen im Stimmbezirk Astrid-Lindgren-Schule II erzielt hat, was mehr als doppelt so viele Stimmen sind wie im Rest der Stadt. Dieser Erfolg ist insbesondere bemerkenswert, da die AfD vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft wird.
Laut DW hat die CDU/CSU die Bundestagswahl zwar gewonnen, die meisten Stimmen erhalten und könnte möglicherweise eine Koalition bilden. Die AfD folgt jedoch auf dem zweiten Platz, gefolgt von der SPD unter Bundeskanzler Olaf Scholz auf Platz drei. Auffällig ist, dass sich die AfD insbesondere in Westdeutschland bemerkbar macht, wo sie in Städten wie Kaiserslautern (25,9%) und Gelsenkirchen (24,1%) die stärkste Kraft wurde.
Stimmeneinbruch der etablierten Parteien
Die Bundestagswahl 2025 hat den etablierten Parteien, wie der SPD und der FDP, erheblichen Schaden zugefügt. Beide Parteien mussten drastische Verluste hinnehmen, während die Grünen weniger stark betroffen waren. Die SPD hat den meisten Wählerverlust an die AfD und die CDU verzeichnet, die den größten Gewinn verbucht hat. Dies bedeutet einen signifikanten Wandel hin zu den Farben Schwarz (CDU/CSU) und Blau (AfD), die im Vergleich zur Bundestagswahl 2021, in der Rot (SPD) dominierte, an Bedeutung gewonnen haben.
In Bayern erzielte die AfD in einigen Wahlkreisen bemerkenswerte Ergebnisse, konnte jedoch hinter der CSU zurückbleiben. Im Osten Deutschlands festigte die AfD ihren Einfluss nahezu flächendeckend und wurde zur stärksten Kraft. Laut bpb ist der Aufstieg der AfD von entscheidender Bedeutung, da bis zu ihrem Einzug in den Bundestag im Jahr 2017 die Wahlergebnisse von Rechtsaußenparteien in Deutschland marginal waren.
Die Rolle der AfD und der extremen Rechten
Die AfD hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2013 als dominante politische Kraft etabliert, nachdem sie in der Bundestagswahl 2017 mit 12,6 % der Stimmen eintrat. Zuvor war das Spektrum der extremen Rechten in Deutschland stark zersplittert, mit Parteien wie der NPD, die seit 1964 existiert, und vorübergehend durch die REP und DVU ersetzt wurde. Die NPD erlebte in den letzten Jahrzehnten einen kontinuierlichen Rückgang, während die AfD neue Wählergruppen, darunter viele Nichtwähler, ansprach und damit Wählerstimmen abziehen konnte.
Die momentane politische Situation in Kempten, insbesondere die Erfolge der AfD im lokalen Bereich, spiegeln die breiteren nationalen Trends wider. Während die AfD für einige eine akzeptable Alternative darstellt, ist sie für andere die Verkörperung eines bedrohlichen Wandels im deutschen politischen Spektrum.