
Die Einführung dynamischer Stromtarife, die sich an den schwankenden Preisen der Strombörse orientieren, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Ab 2025 sind Energieversorger gesetzlich dazu verpflichtet, Privatkunden einen solchen Tarif anzubieten, um den flexiblen Umgang mit Energie zu fördern. Diese Tarife bieten zwar die Möglichkeit, von niedrigen Preisen zu profitieren, aber sie kommen auch mit Risiken, da die Preise stündlich und oft stark variieren können. Hinweise dazu gibt Weser-Kurier.
Ein Beispiel für die Verwirklichung dynamischer Stromtarife ist der Anbieter Ostrom aus Berlin, der im Juni 2023 einen solchen Tarif eingeführt hat. Am 2. Juli 2023 fiel der Börsenpreis sogar auf ein negatives Niveau von minus 500 Euro pro Megawattstunde, was für die Kunden von Ostrom einen Gewinn von 34 Cent pro Kilowattstunde bedeutete. Diese Preissituation ist jedoch die Ausnahme, wenn betrachtet wird, dass im Jahr 2024 nahezu 457 Stunden mit negativen Preisen verzeichnet wurden, was nur 5,2 % der gesamten Zeit darstellt.
Für wen sind dynamische Tarife geeignet?
Dynamische Tarife sind nicht für jeden Verbraucher empfehlenswert. Insbesondere Haushalte mit einem konstanten Stromverbrauch können von diesen Modellen benachteiligt werden. Die Verbraucherzentralen raten dazu, dass diese Tarife eher für Nutzer geeignet sind, die ihre Verbrauchszeiten flexibel gestalten können, beispielsweise Besitzer von Elektrofahrzeugen oder Wärmepumpen. Ein intelligentes Messsystem, auch bekannt als Smart Meter, ist erforderlich, um die dynamischen Tarife zu nutzen und den stündlichen Verbrauch präzise zu erfassen.
Die Notwendigkeit von Smart Metern wird durch das Fehlen von Speichertechnologien, wie etwa Elektrolyseuren zur Wasserstoffproduktion, noch verstärkt. Die Anschaffung eines Smart Meters kann maximal 30 Euro kosten, während die laufenden Betriebskosten bei etwa 20 Euro pro Jahr liegen. Mit der Digitalisierung der Energieversorgung wird zudem erwartet, dass diese Technologien in mehr Haushalten Einzug halten.
Risiken und Chancen der dynamischen Tarife
Während die Möglichkeit besteht, von niedrigen Strompreisen zu profitieren, müssen Verbraucher auch mit der Unsicherheit der Preisgestaltung umgehen. Die Preise für dynamische Tarife sind an die Stromeinkaufspreise am EPEX Spot Markt gekoppelt, wo der Strom kurzfristig gehandelt wird. Dies trägt dazu bei, dass die Preisgestaltung sich stündlich ändern kann. Die Anbieter veröffentlichen die Preise üblicherweise einen Tag im Voraus auf ihren Webseiten oder in Apps.
Die Stiftung Warentest hat bereits erste Angebote verglichen und große Unterschiede in den Fixkosten und Vertragskonditionen entdeckt. Ein weiterer Punkt ist, dass Haushalte mit einer höheren Leistungsaufnahme, die über 6.000 kWh pro Jahr verbrauchen, verpflichtet sind, Smart Meter zu installieren. Der Druck zur flexiblen Handhabung des Stromverbrauchs wird somit nicht nur durch technische Notwendigkeit, sondern auch durch wirtschaftliche Anreize verstärkt.
Insgesamt wird deutlich, dass die Einführung dynamischer Tarife sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Während sie Anreize für flexibles Verbrauchsverhalten schaffen und zur Energiewende beitragen könnten, müssen Verbraucher gut informiert sein und ihre individuellen Bedürfnisse kennen, um die besten Entscheidungen in der neuen Tariflandschaft zu treffen. Verbraucherzentrale und Stiftung Warentest bieten wertvolle Informationen und Vergleichsmöglichkeiten, um diesen Übergang zu erleichtern.