
Am 4. April 2025 feierte die deutschsprachige Erstaufführung von „Der Keim“ im Bremer Theater Premiere. Diese Inszenierung basiert auf dem gleichnamigen Roman des norwegischen Schriftstellers Tarjei Vesaas, der 1940 veröffentlicht wurde und heute als eines seiner bedeutendsten Werke gilt. Vesaas, der 1970 im Alter von 73 Jahren verstarb, gehört zu den prägenden literarischen Stimmen des 20. Jahrhunderts in Norwegen und ist bekannt für Romane wie „Die Vögel“ und „Das Eis-Schloss“. Die Inszenierung im Kleinen Haus des Theaters Bremen erfolgt in einer Fassung von Ruth Mensah und Sonja Szillinsky und ist in der Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel umgesetzt.
Die Handlung von „Der Keim“ spielt in einem isolierten norwegischen Dorf während des Herbstes, in dem eine Gemeinschaft nach der Ernte mit tiefen Zerwürfnissen zu kämpfen hat. In der Inszenierung erfährt das Publikum von einem Unbekannten, der die friedliche Ruhe stört und zu zwei Todesfällen führt. Diese Konflikte zwingen die Dorfbewohner, sich in einer Scheune zur Aufarbeitung des Geschehenen zusammenzufinden. Im Zentrum der Erzählung steht Bauer Li, dessen Tochter Inga tragisch durch den Fremden Andreas getötet wurde. Rolv, der Sohn von Li, wird von Rachegefühlen getrieben und nimmt die Verfolgung des Mörders auf, nur um am Ende von der Polizei gestoppt zu werden.
Thematische Vertiefung
Die Inszenierung thematisiert nicht nur individuelle Trauer und Verlust, sondern auch den Zerfall der Dorfgemeinschaft, die durch Gewalt und Selbstjustiz bedroht ist. Ein mobbendes Verhalten unter den Dorfbewohnern wird deutlich, als sie in eine Hetzjagd gegen den Mörder einwilligen. Die Konfrontation mit Schuld und das Streben nach Gerechtigkeit durch Selbstjustiz stehen dabei im Mittelpunkt. Die beiden Gewaltausbrüche, die in der Aufführung gezeigt werden – einer davon zwischen Tieren – verstärken die ohnehin angespannte Atmosphäre.
Die Regisseurin Ruth Mensah hat die Aufführung bis ins Detail ausgearbeitet und in ihrer Inszenierung eine Laufzeit von zwei Stunden ohne Pause festgelegt. Das Bühnenbild, entworfen von Yuni Hwang, trägt zur intensiven Stimmung der Aufführung bei, wobei Lukas Weber die musikalische Untermalung beisteuert. Das Ensemble besteht aus talentierten Schauspielerinnen und Schauspielern, darunter Karin Enzler, Judith Goldberg, Irene Kleinschmidt, Jorid Lukaczik und Ruben Sabel.
Die Inszenierung wird als historisch und gleichzeitig nicht ganz zeitgemäß beschrieben, was Raum für tiefere Reflexionen über die Fragilität von Gemeinschaften und die Auswirkungen von Gewalt lässt. Aufführungstermine sind unter anderem der 6. April 2025, der 30. April 2025, der 11. Mai 2025 sowie der 19. Juni 2025, an dem die letzte Aufführung der Spielzeit stattfinden wird.
Wie Nachtkritik berichtet, wird die Aufführung von einem thematischen Fragenkatalog begleitet, der die Mechanismen von Trauer und Vergeltung in der Gemeinschaft hinterfragt. Theater Bremen beschreibt die Inszenierung als eine eindringliche Auseinandersetzung mit diesen existenziellen Themen und hebt die bedeutende Rolle von Vesaas in der norwegischen Literatur hervor, dessen Werke auch heute noch Relevanz haben.