
Cosima Hanebeck, eine begabte Fotografin aus Bremen, widmet sich in ihrer Kunst der Inszenierung von Familienporträts. Ihr neuestes Werk, das Bild #6, zeigt ihre eigene Familie in einem stilisierten Wohnzimmer und demonstriert eindrucksvoll ihren künstlerischen Ansatz. Jedes Familienmitglied wurde einzeln abgelichtet und anschließend digital montiert, um jedem Individuum ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Diese Aufnahmen erzeugen jedoch eine Spannung: Die dargestellten Personen strahlen eine intensive Präsenz aus, wirken aber gleichzeitig distanziert und entfremdet.
Die Inszenierung hat einen unheimlichen, unwirklichen Effekt, der durch die konventionelle Kleidung der 50er Jahre verstärkt wird. Die Erstarrung der Personen erinnert an die lange Belichtungszeit der frühen Fotografie, was dem Bild eine nostalgische und melancholische Note verleiht. Das Werk ist Teil von Hanebecks Serie „Like you“, die seit 2014 in der Städtischen Galerie Bremen präsentiert wird. Hierbei steht die Begegnung mit Menschen in ihren Wohnzimmern im Vordergrund; Hanebeck lässt diesen die Freiheit, zu entscheiden, wie sie sich präsentieren möchten.
Die Entwicklung einer Bildsprache
Hanebeck, die von 1999 bis 2007 an der Hochschule für Künste Bremen studierte, hat ihre ganz eigene Bildsprache entwickelt. Bei ihrer Arbeit kombiniert sie künstlerische Fotografie mit kommerziellen Projekten. So verbrachte sie 2016 einen Monat in Izmir, Türkei, um dort eine Porträtserie zu fotografieren. Ihre Werke werden von der Galerie Kramer vertreten, die sie in der Kunstszene unterstützt.
Das Thema der inszenierten Fotografie, welches Hanebeck meisterhaft umsetzt, ist geprägt von strategisch geplanten Bildaussagen und der Darstellung der Bildelemente in vorbestimmten Zusammenhängen. Dies unterscheidet sich von der dokumentarischen Fotografie, bei der der Fokus auf der realen Darstellung und der Nähe zur Wirklichkeit liegt. Stattdessen zielt die inszenierte Fotografie darauf ab, Emotionen zu wecken und die Bildaussage in den Vordergrund zu rücken.
In der Welt der inszenierten Fotografie spielen auch Größen wie Richard Avedon und Jeff Wall eine bedeutende Rolle. Avedon ist für seine intimen Porträts und Modefotografie bekannt, während Wall als Meister dieser Kunst gilt. Er schafft einmalige Kompositionen, die oft alltägliche Szenen inszenieren, wobei die Grenze zwischen Realität und Inszenierung verschwimmt.
Mit ihrer einzigartigen Herangehensweise verleiht Cosima Hanebeck den traditionellen Familienporträts eine neue Dimension. Ihr Werk regt nicht nur zur Reflexion über das Bild des Familienlebens an, sondern auch über die Identität und die Rolle des Individuums innerhalb der Gemeinschaft.